Hardcore Denkmalpflege in Krefeld, der Hallenkran des historischen Klärwerks.

Krefeld ist leider landein, landaus für seinen schwierigen Umgang mit Baukultur bekannt (Liste siehe unten).

Das ein seit 1982 denkmalgeschützter und noch lange danach tadellos funktionierender historischer Kran überhaupt in solch einen Zustand geraten konnte, das ist schon Ding, liebe Herren Krefelder Oberbürgermeister!

Industriearchäologie: 

Das Baujahr des Hallenkrans dürfte 1908 sein, ein Typenschild ist bisher nirgendwo zu sehen, Unterlagen sind vom Vorbesitzer (der Stadt Krefeld) nicht gesammelt worden. 

Wer hat den Kran gebaut? 

In dieser Zeit waren drei Kranhersteller aus Nordrhein-Westfalen weltweit führend. Die Firmen Bechem & Keetman Duisburg, Benrather Maschinenfabrik bei Düsseldorf, Stockhausen aus Wetter an der Ruhr, zusammengeschlossen als Duisburger Maschinenfabrik AG, erst 1910 (nach dem Bau unseres Krans) bekannt geworden als DEMAG. 

Der Krantyp?

ein dreifach elektrischer  Fachwerkgitter-Laufkran. Dies stellte zur Bauzeit die modernste Variante dieser Kräne dar und wird übrigens bis heute genau so gebaut. 

Entwicklung dieser Kräne? 

Kurz zuvor waren diese Kräne noch per Transmissionsriemen (Dampfmaschine) angetrieben worden, dann mittels eines zentralen Elektromotors (statt Dampfmaschine), dann erst mit einzelnen Motoren im (auf) dem Kran.

Unser Kran konnte mit zwei Elektromotoren gefahren werden (gerade entdeckt) und mittels eines elektrischen Hubwerks (Winde mit einer noch unbekannten Bremse) Lasten an jeden Punkt der Klärhalle bewegen. 

Bedeutung des Krans als Kulturdenkmal

das Klärwerk war als eines der modernsten dieser Gebäude geplant und gebaut worden. Alles war „high tech“ und vom Feinsten. Die Funktion des Kran im Klärwerk war: Unterstützung bei täglicher Arbeit (Behälter- Transport) und unentbehrlich bei Reparaturen. Er selbst stellt ein seltenes Exemplar der ersten elektrischen Laufkrane dar.

Die Rettung des Krans

wird nun etwas aufwändiger, ganz grob: Regen stoppen (Fenster reparieren), Dach abdichten, entrosten (Wasser Hochdruck), Korrosionsschutz, Statik rechnen, Technik instandsetzen, wieder anfahren.

Rote Liste Bau- und Industriekultur:

Stadtwaldhaus, Stadtbad, Rheinhafen Drehbrücke + Lagergebäude, Stadthaus (technisches Rathaus), Willy-Brandt-Platz (Planungsdesaster), Rheinwerft Uerdingen (40 Jahre Verfall einer urbanen + industriekulturellen Wasserlage), Klärwerk (nun national bedeutendes Bauwerk), Stadtbad Bockum.

Liste der jüngst abgerissenen Bauwerke: (Stellwerk der Hafenbahn, vor- Gründerzeit Hallen am Kaiser Willhelm Park, Hpp Casino von Bayer Uerdingen am Rheinufer).

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