Stara Cistirna

Das erste Klärwerk der Stadt Prag aus dem Jahr 1904 liegt einige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt an der Moldau im Stadteil Bubenec. Die Anlage besteht aus einem oberirdischen Teil mit einem im Jugendstil geformten Gebäudekomplex, eingerahmt von zwei Schornsteinen. Einer der Schornsteine ist für den Rauch der Kesselanlage von zwei Dampfmaschinen zuständig, während der andere für die Belüftung der unterirdischen Reinigungskammern dient.

Das Abwasser in der in vielen Teilen mit der Kläranlage Niederrad der Stadt Frankfurt am Main und dem der Stadt Mannheim ähnlich geplanten Anlage, sie wurde ebenso von der Lindley Ingenieure- Familie (William Herlein Lindley) einige Jahre nach dem ersten Klärwerk in Niederrad (1887) geplant, ruhte in Sedimentationsbecken, in denen der Schlamm sich nach einigen Stunden auf dem Boden absetzte.

Die mechanische Abwasserreinigung durch einen Tag ruhen lassen des Abwassers bedurfte eines ausgedehnten Netzwerks von mehreren Becken, die noch heute die außerordentliche Baukunst der Ingenieure sichtbar macht. Viele Elemente im Untergrund erinnern an die norddeutsche Backstein-Gotik, kein Zufall, denn die Lindleys (Sir William Lindley) hatten in Hamburg die erste moderne Kanalisation auf dem europäischen Festland geplant und gebaut. Die Dampfmaschinen treiben mit Transmissionsriemen Schlamm- und Hochwasser-Pumpen an und sind bis heute in funktionsfähigem Zustand.

Diese erste Generation der mechanisch durch Sedimentation in Absetzbecken arbeitenden Anlagen (Frankfurt 1887, Prag 1904, Mannheim 1905) kam rasch an ihre technischen Grenzen und wurde nach kurzer Zeit durch Klärwerke mit feinen Rechen und Sieben abgelöst, bereits um 1904 (Abfisch-Anlage Hamburg, nicht erhalten), Krefeld und Dresden um 1909.