Das ehemalige Betriebsleiterwohnhaus ist als Bestandteil der Gesamtanlage des historischen Klärwerks Uerdingen, welches 1908-1910 errichtet wurde, ein Baudenkmal.
Es befindet sich in städtischem Eigentum. Das Betriebsleiterwohnhaus wurde 1921/22 vom Architekten und Stadtbaurat Anton Rümpen (1877- 1951) erbaut.
Bereits die Einmessungskarte von 1911 verzeichnet als geplant ein Gebäude gleichen Standorts und Grundrisses. Daraus lässt sich folgern, dass das Wohnhaus des Betriebsleiters bereits zusammen mit der Anlage des Klärwerks zu bauen beabsichtigt und aus unbekannten Gründen erst ein Jahrzehnt später errichtet worden ist, möglicherweise unter Verwendung älterer Planungen, denn bereits der Plan von 1911 zeigt einen Vorsprung, der im Grundriss dem ausgeführten Giebelrisaliten entspricht.
Das Wohnhaus des Betriebsleiters befindet sich gut 35 Meter östlich des Klärwerkgebäudes.
In Bezug auf das Klärwerk-Gebäude gibt es folgende axialen Beziehungen: Die Längsachse des leicht querrechteckigen (vom Eingang aus gesehen) Grundrisses ist an der Längsachse des Klärwerksgebäu des, und der Haupteingang auf der Westseite des Wohnhauses ist auf den Seiteneingang auf der Ostseite des Klärwerks ausgerichtet.
Architektonische Hauptkennzeichen des eingeschossigen Hauses sind das sehr hohe Walmdach und die Betonung des Haupteingangs auf der Westseite des Gebäudes durch einen flachen Risalit mit Dreiecksgiebel. Der Giebel wird von einem flachen Gesimsstreifen rundum eingefasst und ruht auf zwei einfachen, lisenenartigen Vorsprüngen an den Kanten des Risalits.
Die Hauptansichtsseite ist bis hin zur Position der Schornsteine streng symmetrisch um die Achse des Haupteingangs angeordnet.
Das Gebäude besitzt noch weitgehend seine bauzeitlichen Putzoberflächen. In Anlehnung an die be wegten Putzoberflächen der Klärwerksgebäude ist die raue obere Putzschicht durchsetzt mit einge schlossenen kleinen Steinen. Der leicht vorspringende Sockel hingegen ist glatt verputzt.
Der Haupteingang ist um das Sockelgeschoss mit den Kellerfenstern gegenüber dem Bogenniveau erhöht und besitzt eine vierstufige Freitreppe.
Auf der Nordseite des Gebäudes befindet sich ein ebenerdiger Nebeneingang, der zu einem unbekann ten Zeitpunkt geschlossen wurde, wahrscheinlich um durch das Überbauen der im Gebäudeinneren liegenden Treppe Raum zu gewinnen. Der diesem Nebeneingang zugeordnete Raum ist durch zwei runde Fenster auf beiden Seiten der Nordostecke des Gebäudes gekennzeichnet. Beim Vermauern des Nebeneingangs behielt man das bauzeitliche Türblatt bei.
An den Haupteingang schließt sich ein schmaler Flur an – eingefasst von Treppe und Badezimmer – der sich zu einem Flurraum weitet, von welchem die übrigen Räume des Erdgeschosses aus erschlossen sind.
Das sehr hohe Dachgeschoss besitzt den bauzeitlichen Dachstuhl und ist nicht zu Wohnzwecken aus gebaut. Der Dachraum wird von zwei bauzeitlichen Gauben auf der Süd- und auf der Nordseite mit leicht querrechteckigen Fensteröffnungen und zweiflügligen Fenstern beleuchtet, deren Dreiecksgie bel das Motiv des Eingangsrisalits aufnehmen.
Von der bauzeitlichen Ausstattung haben sich insbesondere fast alle Türen und Fenster mit Fensterlä den und der Bodenbelag im Eingangsflur erhalten. Möglicherweise befinden sich unter den modernen Bodenbelägen auch noch weitere bauzeitliche Böden.
Das Wohnhaus des Betriebsleiters besitzt Denkmalwert als Bestandteil der Gesamtanlage des histori schen Klärwerks der Stadt Krefeld. Als Bestandteil dieser Gesamtanlage ist es bedeutend für die Ge schichte des Menschen, Krefeld-Uerdingen und der Arbeits- und Produktionsverhältnisse.
Für seine Erhaltung liegen vor allem historische, besonders architekturhistorische und sozialhistori sche Gründe vor. Das Betriebsleiterhaus dokumentiert anschaulich die Arbeitsorganisation bei techni schen Anlagen im frühen 20. Jahrhundert: Um das reibungslose Funktionieren einer technischen Anla ge bzw. eine schnelle Reaktion in Störfällen zu gewährleisten, befand-sich die Wohnung des Betriebsleiters häufig in deren unmittelbarer Nähe.
Durch axiale Bezüge wird der Zusammenhang zwischen dem Betriebsleiterhaus und dem Klärwerks gebäude verdeutlicht.
Als gleichsam öffentliches Gebäude zeigt das von seiner Wohnfläche her bescheidene Betriebsleiter wohnhaus architektonisch eine anspruchsvolle Außengestaltung mit Giebelrisalit und hohem Walm dach.
Aus den genannten Gründen besitzt das Betriebsleiterwohnhaus samt seiner bauzeitlichen Ausstat tung, wie insbesondere den Fenstern, Türen und Böden, Denkmalwert gemäß § 2 DSchG NW als Be standteil der Gesamtanlage des historischen Klärwerks der Stadt Krefeld.
Das Benehmen mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland ist hergestellt.
TAG DER EINTRAGUNG: 21.11.2012
Der Oberbürgermeister Im Auftrag
LFD. NR. 981
Quelle: Stadt Krefeld, untere Denkmalbehörde
[Anmerkung der Redaktion: Architekt war Anton Rumpen ]