Das Klärwerk als Filmlocation für Babylon Berlin

Großes Kino in Krefeld: Babylon Berlin drehte im imposanten Denkmal für die vierte Staffel der deutschen Kult-Fernsehserie.

Drehort historisches Klärwerk

Das von vier Freunden übernommene wohl schönste Klärwerk (der Welt?) zeigt den anderen großen Drehorten in Berlin und NRW wo man tolles Kino macht. Wir freuen uns auf die Ausstrahlung ab 2022 auf Sky und in der ARD.

Babylon Berlin basiert der Gereon Rath Romanreihe von Volker Kutscher aus Köln. (Rheinische Grüße aus dem schönen Krefeld!)

Die Produktion gehört zu den aufwändigsten und auch weltweit zu sehenden erfolgreichsten des deutschen Fernsehfilms. Das Klärwerk diente für Babylon Berlin als mystischer Ort der Zeitreise in die Weimarer Republik.

Die Vorbereitung zum Dreh im Klärwerk zog sich über eine ganze Woche, aber Dank des emsigen und immer gut gelaunten „Location Managers für NRW“ Philip Gritzka perfekt geplant und auch durchgeführt.

Das Klärwerk wurde so zum passenden Szenenbild, das für die gesamte Serie und ihren großen Erfolg einer der Dreh- und Angelpunkte ist. Verantwortlich dafür ist Uli Hanisch, der zu den bekanntesten Szenenbildern Deutschlands gehört.

form follows fiction schreibt er auf seiner Website. Für Produktionen wie „Das Parfüm“, „Queens Gambit“ und auch „Babylon Berlin“ benötigt man unbedingt diese glaubwürdigen Orte, die keinen Gedanken an „wie hat man denn das nun gemacht?“ zulassen, sondern den Zuschauer unbewußt tief in die jeweilige Erzählung und deren Zeit eintauchen lassen.

Blick in die Klärhalle

Das Klärwerk gehört aber zu den wenigen Objekten, bei denen der Ort fast ganz unverändert diese Bühne bildet. „Fiction follows form“, so könnte man behaupten. Denn die Szenerie die die Klärhalle entwickeln kann, entsteht aus ihrer sprachlos machenden Architektur, ihrer eigenen Inszenierung.

Diese starke Wirkung kann übrigens jeder Besucher vor Ort bei Führungen erleben. Das Szenenbild war im Klärwerk daher vielmehr besonders bemüht, unpassende „Verunstaltungen“ durch Graffiti zu entfernen und eine stilechte und schummerige Atmosphäre zu erzeugen. Das hat in jedem Fall geklappt.

Übrigens sollte das Klärwerk schon in der zweiten Staffel als einer der Drehorte dienen, wurde aber aufgrund des damals sehr hoch eingeschätzten Aufwandes für eine Beheizung im Winter verworfen. Die damals geplante Naktszene wurde trotz Widerstand der künstlerischen Leitung in einer Villa in Wuppertal abgedreht, mit eher mäßigem Erfolg.

Sonneneffekte in der Klärhalle

Wichtiger Baustein für den Dreh war das Licht. Die Klärhalle wird immer schon durch eindringende Sonnenstrahlen beeinflußt. Noch ungeklärt ist, ob das Klärwerk vielleicht sogar absichtlich auf das einfallende Licht geplant wurde, einiges spricht jedenfalls dafür.

Die „Lampenmänner“ (Beleuchter) musste jedenfalls diesen Sonnen-Effekt für den ja über den gesamten Tag verteilten Dreh sicherstellen. Deswegen wurden Scheinwerfer spärlich im, größtenteils aber ausserhalb des Gebäudes angebracht.

Für das Kamera-Team um Haupt-Kameramann Philipp Haberlandt galt es nun die passenden Bilder einzufangen. Manchmal ein nicht ganz so einfacher Job, auf den Fall ein sehr schweißtreibender. Denn das schwere Equipment muss ja für die vielen Einstellungen auch flüssig bewegt werden.

technische Probe, Kamera und Ton

Ruhepol der Produktion mit einem Blick auf das große Ganze war jedenfalls Regisseur Henk Handloegten. Interessanterweise wird Babylon ja durch das Dreigespann Tom Tykwer, Achim von Borries und Hendrik Handloegten als Drehbuchautoren und Regisseure verantwortet. Im Klärwerk fiel insbesondere auf, wie gut das NRW Team zusammengestellt ist und dadurch unter der Regie die über 70 Hände gekonnt und unter der durchdringenden ordnenden Stimme von Regieassistentin Laura Mihartescu die erdachten Bilder aus dem Drehbuch ihren Weg in die Kamera fanden. Großes Kino.

Dank von uns aus dem Klärwerk an das gesamte X-Filmteam, Regie: Henk Handloegten, Kamera: Philipp Haberlandt und Kommissar Gereon Rath: Das hat Spaß gemacht!

Anekdote:

Krefeld ist vielleicht die einzige Stadt in ganz Deutschland, die für einen Dreh in einem ehemals ja ziemlich städtischen Denkmal, das unter der Verantwortung der städtischen Bauverwaltung vollkommen ramponiert wurde, ausgerechnet auch noch eine ziemlich komplette Baugenehmigung brauchte. Super Support!

Nachtrag: das einer der Hauptdarsteller der Querdenken -Bewegung nahe steht, ist absolut nicht gut!